30 Jahre CDU im Weimarer Land

von Christine Lieberknecht, Ministerpräsidentin a.D.

Liebe Mitglieder der CDU Weimarer Land,

liebe Gäste und liebe Freunde,

zunächst auch von mir die besten Wünsche zum neuen Jahr für Sie und Euch alle. Von ganzem Herzen wünsche ich jedem hier im Saal für die kommenden zwölf Monate persönlich Gesundheit, Glück und Gottes Segen.

Ganz besonders schließe ich in meine Wünsche unser heutiges Geburtstagskind Hannes Raebel und mit seinem gestrigen Geburtstag auch Wolf-Dietrich Schäddrich ein. Herzlichen Glückwunsch.

Uns als CDU Weimarer Land wünsche ich, dass uns die Menschen in unseren Städten und Gemeinden, in unserem Landkreis und in Thüringen – und für Europa, liebe Marion, in diesem Wahljahr 2024 wahrnehmen als glaubwürdige und ehrliche Streiter für unser demokratisches Gemeinwesen; klar und einfach, wenn es um die alltäglichen Fragen und Anliegen der Menschen geht.

Und zugleich groß im Denken, wenn es um die Werte und Ideale geht, die die Mitglieder unserer Partei immer wieder getragen, inspiriert und zum Handeln in politischer Verantwortung motiviert haben. - Uns heute, wie vor 30 Jahren.

Dazu wünsche ich unserer CDU Weimarer Land und allen Kandidatinnen und Kandidaten unserer CDU in diesem – wieder einmal – Super-wahljahr 2024 viel Glück und allen nur denkbaren Erfolg.

Liebe Freunde,

ich beginne mit einem Zeitsprung – und möchte Euch dazu gedanklich mitnehmen in die Cafe-Terria des alten Robert-Koch-Krankenhauses an einem Samstagvormittag im November 1993. Es war der 27., Samstag vor dem 1. Advent.

Die CDU-Ortsverbände des Altkreises Apolda und aus dem damaligen Kreis Weimar-Land und dem östlichsten Teil des alten Kreises Erfurt-Land gründeten in einer Gesamtmitgliederversammlung den neuen CDU-Kreisverband. Der CDU-Kreisvorsitzende des Altkreises Apolda, Dr. Ulrich Burghoff, wurde an diesem Tag nun auch zum ersten Vorsitzenden des neu gebildeten größeren CDU-Kreisverbandes Weimarer Land gewählt.

Dies geschah allerdings keineswegs kampflos. Nein, damals gab es durchaus Mitglieder, die zu Alternativen und Kampfkandidaturen bereit waren. Der Kandidatur für den neuen gemeinsamen Kreisvorsitz hatte sich neben Ulrich Burghoff auch die Blankenhainerin Bärbel Vopel gestellt. Das Ergebnis der geheimen Wahl: Dr. Ulrich Burghoff erhielt genau so viele Stimmen, wie stimmberechtigte Mitglieder aus dem Altkreis Apolda anwesend waren. Genau 89.

Während Bärbel Vopel die kompletten Weimarer Stimmen erhielt: nämlich 51. Damit ist klar:

Die anwesenden Mitglieder wählten strikt entlang ihrer Zugehörigkeit durch Herkunft. Von daher hatte allein der Apoldaer Kandidat Ulrich Burghoff die reale Chance, auch gewählt zu werden.

Dass sich bereits am 17. Dezember 1993 bei der Nominierung des Landratskandidaten für die Wahlen 1994 ein umgekehrtes Bild ergab und nicht der Apoldaer Landrat Hans-Helmut Münchberg, sondern der Weimarer Jürgen Peeß nominiert wurde, hatte allein damit zu tun, dass vor allem die Verantwortlichen aus der Kreisstadt Apolda meinten, sich mit der Nominierung von Jürgen Peeß der andauernden Streitereien mit ihrem bisherigen Landrat Münchberg entledigen zu können.

Wir kennen den Fortgang der Geschichte. Münchberg trat aus der CDU aus, kandidierte nun parteilos gegen den CDU-Kandidaten Jürgen Peeß, gewann - und blieb nicht nur den Apoldaern, sondern dem ganzen neuen Landkreis noch für insgesamt weitere 24 Jahre lang erhalten. Für den gerade erst gegründeten neuen Kreisverband war das eine herbe Niederlage.

Doch zurück zur Gründungsversammlung vom 27.11.1993.

Als Zeichen eines verantwortlichen und konstruktiven Miteinanders wurden nach der klaren Wahl des Apoldaer Kandidaten Ulrich Burghoff dann mit großer Geschlossenheit Bärbel Vopel und der Weimarer Kreiskulturdezernent mit Wohnsitz im Weimarer Land, Eberhard Neumeyer zu stellvertretenden Kreisvorsitzenden gewählt. Komplettiert wurde der geschäftsführende Vorstand durch die Wahl des Bad Sulzaer Bürgermeisters Hannes Hertwig zum dritten Stellvertreter und des Apoldaer Bürgermeisters Michael Müller zum Schatzmeister des Kreisverbands.

Für die Wahl der Beisitzer gab es 16 Kandidaturen, von denen 10 Kandidaten bzw. Kandidatinnen in einer guten Mischung aus allen Regionen des neuen Kreisgebiets gewählt wurden.

Als jüngster Kandidat zog damals Mike Mohring in den neuen Vorstand ein.

Am Ende der Versammlung meldete sich Heinrich Schleicher zu Wort und stellte fest: „Die Kreise Apolda und Weimar waren 41 Jahre getrennt, jetzt wurde eine ‚Vernunftehe‘ eingegangen“, so der damalige Willerstedter Bürgermeister.

Der Kreisvorsitzende Ulrich Burghoff appelliert abschließend an eine gute Zusammenarbeit und an die Unterstützung durch alle Mitglieder. Von den Anwesenden fordert er, „den Optimismus, der heute gezeigt wurde an die Bürger weiterzugeben.“

Liebe Freunde,

dass wir so detailliert auf unsere Gründungsversammlung zurückblicken können, verdanken wir der damaligen Eberstedter Bürgermeisterin Karin Lippold. Sie war die Schriftführerin der Versammlung.

Und am Appell zur Zusammenarbeit, zur Unterstützung durch die Mitglieder und zum Ausstrahlen von Optimismus hat sich über drei Jahrzehnte nichts geändert.

Wir denken an Ulrich Burghoff als dem ersten Vorsitzenden unseres gemeinsamen CDU-Kreisverbandes und danken ihm ausdrücklich für seinen damaligen Einsatz.

Ulrich Burghoff führte den Kreisverband bis zum 10. Oktober 1997.

An diesem Tag übernimmt der damalige Kreisbeigeordnete Andreas Trübner den Staffelstab. Ulrich Burghoff steht nunmehr neben Bärbel Vopel und Hannes Hertwig als stellvertretender Vorsitzender zur Verfügung, wo er den Platz von Eberhard Neumeyer, der auf eine erneute Kandidatur verzichtete, einnahm. Michael Müller bleibt weiterhin Schatzmeister. Und: erstmals gehören drei der 10 Beisitzer der im Jahr 1994 von Mike Mohring neu gegründeten Jungen Union Weimarer Land an. Es sind dies Mike Mohring, Christian Brändel und Stefan Eichhorn.

Andreas Trübner übernahm die schwierige, und zugleich auch undankbare Aufgabe, unter dem etwas … diffizilen … Verhältnis zwischen dem aus der CDU ausgetretenen und seit 1994 parteilos agierenden Landrat Hans-Helmut Münchberg und dem CDU-Kreisverband bei den Landratswahlen im Jahr 2000 das Amt für die CDU zurückzuholen.

Obwohl es bei den Kommunalwahlen im Jahr 2000 allen hauptamtlichen CDU-Bürgermeistern mit Michael Müller in Apolda, mit Klaus Lutterberg in Bad Berka und mit Hannes Hertwig in Bad Sulza gelang, ihre Ämter zu bestätigen, konnte trotz des äußerst engagierten Wahlkampfs von Andreas Trübner das Landratsamt gegen Amtsinhaber Münchberg nicht für die CDU zurückgewonnen werden.

Dass sich Andreas trotzdem nicht entmutigen ließ, sondern als Kreisvorsitzender weiter eine Fülle von Aktivitäten entfaltete, ist auch rückblickend hoch anzuerkennen. Dazu gehören der „Politische Club am Mittag“, inhaltliche Positionspapiere des CDU-Kreisverbandes zur „Kultur-Region 2000 – Weimarer Land“, zu „Natur und Umwelt“, nachdem unter Ulrich Burghoff bereits ein Positionspapier zur „Wirtschaft“ erarbeitet worden war. Ich denke an die regelmäßigen Feiern zum Tag der Deutschen Einheit gemeinsam mit dem hessischen CDU-Partnerverband Großgerau, die Neuauflage der Bürgerpost, die Etablierung der regelmäßigen CDU-Bildungsforen mit dem damaligen CDU-Bildungsminister Dr. Michael Krapp, Familienwandertage u.a.m. … - das alles neben den bereits bestehenden Veranstaltungen wie den Neujahrsempfängen, dem politischen Aschermittwoch, Politik mit Musik, Veranstaltungen der Jungen Union mit dem Brauhof-Open-Air, der Neugründung bzw. Aktivierung der Arbeit in den Vereinigungen wie CDA mit Steffen Friedrich und zuvor Wolfgang Pirl, oder der MIT mit Alfred Dürrbeck und die KPV mit Uwe Sennewald.

Die Amtszeit von Andreas Trübner zeichnete ihn als leidenschaftlichen, engagierten und sehr offenen Kreisvorsitzenden aus.

Und auf immer wird für mich der Name Andreas Trübner mit dem Bau des Krankenhaus-Neubaus, den er als Sozialbeigeordneter des Landkreises maßgeblich vorangebracht und befördert hat, verbunden bleiben. Deswegen in dieser Stunde noch einmal einen großen Dank für insgesamt fünfeinhalb gute und wichtige Jahre an der Spitze unseres Kreisverbandes an Andreas Trübner. Im Namen von uns allen wünsche auch ich ihm gute gesundheitliche Besserung.

Auf Andreas Trübner folgte dann am 22. Februar 2003 Mike Mohring.

Mit 31 Jahren war Mike zu diesem Zeitpunkt in der Thüringer CDU der jüngste Kreisvorsitzende, aber zugleich ausgestattet mit einer profunden politischen Erfahrung als Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion, als Abgeordneter im Thüringer Landtag und seit 2000 auch Mitglied im CDU-Landesvorstand.

Vorausgegangen war zudem sein überaus erfolgreiches Wirken als Gründungsvorsitzender der Jungen Union Weimarer Land vom März 1994 bis zur Übernahme des JU-Kreisvorsitzes durch Christian Brändel am 20. Januar 1999.

Das Amt des Schatzmeisters von Michael Müller hatte der JU-Ortsvorsitzende von Apolda, Sören Rost, bereits unter dem Kreisvorsitzenden Andreas Trübner übernommen.

Die Geschicke des Kreisverbandes lagen nun mit Mike Mohring in den Händen eines Vollblutpolitikers, der sich nicht nur innerhalb der verschiedenen Eigenheiten, Ebenen und Gliederungen des CDU-Kreisverbandes sicher und entschieden durchzusetzen wusste. Auch auf der Ebene der Landes-CDU und des CDU-Bundesvorstands bis hin zum CDU-Bundespräsidium gab es viele Jahre, in denen auf all diesen Ebenen mit dem Weimarer Land in entscheidenden Fragen zu rechnen war und an dem nun CDU-seitig nichts mehr vorbei ging.

Dazu gaben über viele Jahre neben den bereits genannten kommunalen Mandatsträgern unsere hauptamtlichen Beigeordneten Wolf-Dietrich Schäddrich und Christiane Schmidt-Rose im Landkreis und Volker Heerdegen für die Stadt Apolda der CDU Gesicht und Stimme. Unsere VG-Vorsitzenden, stellvertretend nenne ich Fred Menge und den ersten Bürgermeister der neu gebildeten Landgemeinde Ilmtal-Weintraße Thomas Gottweiß gehören ebenso dazu.

Heinz-Jürgen Kronberg, Vera Lengsfeld, Peter Albach, Johannes Selle und Antje Tillmann haben unseren Landkreis in wechselnden Wahlkreiszuschnitten im Deutschen Bundestag vertreten; Dieter-Lebrecht Koch und Marion Walsmann, die auch heute hier ist, öffneten für unsere Mitglieder und Anliegen immer wieder die Türen zum Europäischen Parlament. Auch dafür sind wir dankbar. Für den Landtag waren und sind es neben Mike Mohring Bärbel Vopel bis 2004 und in meiner Nachfolge Thomas Gottweiß seit 2019. Sie alle (und ich natürlich auch) sind Teil unserer Chronik über die vergangenen 30 Jahre.

Und dass in diesen Jahren auch die Basis mitzog, zeigen die Wahlergebnisse, bei denen das Weimarer Land neben der CDU-Stammregion des Eichsfeldes oft deutlich vor den meisten anderen Thüringer Wahl- bzw. Landkreisen abschnitt. Vorhandene Veranstaltungsformate gewannen Bedeutung im bundesweiten Ranking der deutschlandweit aktivsten Kreisverbände - wie der Politische Aschermittwoch mit prominenten Rednern wie Kurt Biedenkopf, Edmund Stoiber, Jens Spahn, Friedrich Merz und anderen bis zu Carsten Linnemann und immer wieder Bernhard Vogel ….

In etwas kleinerem Format sind es das Bad Berkaer Hoffest, das Heichelheimer Kloßessen oder die jährlichen Wahlkreiswanderungen. An neuen, und sehr nachgefragten Angeboten für die Mitglieder und Freunde der CDU starteten 2006 mit Mike als Generalsekretär der Thüringer CDU erstmals die CDU-Pilgerfahrten an einschlägige Orte der christlichen Glaubens- und europäischen Geistes- und Kulturgeschichte mit Rom, Paris, Krakau, Königsberg, Prag, Wien, Budapest und Breslau.

Die „Tour de Politik“ lud zum jährlichen Wasserwandern auf der Saale oder zum Radfahren ein.

Die freundschaftlichen Verbindungen zum benachbarten Burgenlandkreis gehörten fest zu den jährlichen Planungen des Kreisverbandes. Es gab Generationengespräche, Seminare zu wichtigen Daten unserer Demokratie- und Freiheitsgeschichte wie dem 17. Juni 1953 und immer wieder zu Wertefragen und damit den Grundlagen unserer Partei.

Die CDU-Grammetal begann die Tradition der jährlichen Winterwanderungen. Der Ortsverband Apolda begründete gemeinsam mit der KPV das jährliche Schlachte-essen. Es begannen die Einladungen zum jährlichen Maibock in die Apoldaer Vereinsbrauerei. Skatfreunde trafen sich zum CDU-Preisskat in Willerstedt. In Umpferstedt kamen die CDU-Fussball-Aktiven auf ihre Kosten. Die Reihe ließe sich fortsetzen… Viele dieser Erfahrungen sind in das noch immer gültige Grundsatzprogramm der Thüringer CDU unter dem Titel „Was uns verbindet“ eingeflossen, für das Mike als Generalsekretär des Landesverbandes von 2004-2008 verantwortlich zeichnete.

Erfolgreich konnte bei den letzten Landratswahlen 2018 Christiane Schmidt-Rose das Landratsamt wieder für die CDU zurückholen.

Erfreulich wird unsere kommunalpolitische Kompetenz auch durch unsere hauptamtlichen Bürgermeister Thomas Heß in der Landgemeinde Am Ettersberg, Michael Jahn in Bad Berka, Roland Bodechtel im Grammetal und Jens Kramer in Blankenhain unter Beweis gestellt.

Als CDU-Weimarer Land wollen wir alles daran setzen, dass unsere Amtsinhaber bei den Wahlen in diesem Jahr ihre Ämter erfolgreich verteidigen und auch Verantwortung neu übernehmen, wie Olaf Müller in Apolda. (und Maik Tille in Bad Sulza…?)

An dieser Stelle aber bleibt festzuhalten: von den 30 Jahren CDU-Weimarer Land, auf die wir heute blicken, hat zwei Drittel dieser Zeit, hat 20 Jahre lang Mike Mohring unseren Kreisverband außerordentlich erfolgreich mit Herzblut und politischer Leidenschaft, durchsetzungsstark und in allen Ebenen und Gliederungen der Partei vernetzt, geführt. Und dieser Einsatz hat sich ausgezahlt für die Menschen in Apolda und dem Weimarer Land. Das ist wichtig. Ich nenne nur die Stichworte: Dreifelderhalle für Apolda, Gymnasium und Grundschulneubau in Bad Berka, Internationale Bauausstellung in Apolda, Landesgartenschau und Thüringentage, weiterer Ausbau und Sicherung von Hohenfelden, das Radwegekonzept im Nordkreis…

Für all das gebührt Mike Mohring bleibend Dank und Anerkennung.

Ein großer Dank gilt auch unserer neuen Kreisvorsitzenden und Landrätin Christiane Schmidt-Rose. Im November des vergangenen Jahres hat sich Christiane Schmidt-Rose für uns alle in die Pflicht nehmen lassen. Ich zolle ihr dafür großen Respekt und Anerkennung. Ich wünsche ihr von hier aus im Namen aller schnelle Genesung - und die erfolgreiche Verteidigung ihres Amtes als Landrätin.

Liebe Freunde,

natürlich besteht Parteiarbeit nicht nur aus dem „front office“. Wenigstens kurz erinnern möchte ich deshalb an Heidi Ellmer, Sven Meyer, Volker Heerdegen, Tim Krönert, Eberhard Hildebrandt, Matthias Alonge, Olaf Müller und aktuell Olaf Kosinsky. Sie alle eint eine Gemeinsamkeit. Sie waren in den vergangenen 30 Jahren CDU-Kreisgeschäftsführer, wenn auch mit unterschiedlich langer Verweildauer von drei Monaten (wie Matthias Alonge) bis zu 12 Jahren (wie Volker Heerdegen). Und eine, die war einfach immer da. Für unsere Chronik über 30 Jahre braucht sie kein Google und keine Akten. Alle relevanten Namen und Daten hat sie zuverlässig im Kopf. Das ist Heike Juch. Danke für diesen ganz besonderen Einsatz, für diese Treue und Zuverlässigkeit. Ich bin Thomas Gottweiß sehr dankbar, dass er in meiner Nachfolge im Wahlkreis nicht nur meine Arbeit mit großem Engagement weiterführt, sondern dass er dies auch mit Heike Juch tut. Danke Thomas. Danke Frau Juch.

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Liebe Freunde, verehrte Gäste,

ich weiß, ganz viele Parteifreunde und –freundinnen müsste ich jetzt namentlich für ihren Einsatz in den vergangenen 30 Jahren würdigen. Allein die mir zugedachte Redezeit reicht dafür nicht aus.

Ich will deshalb etwas anderes machen.

Ich möchte nach dem schon zitierten Hinweis von Heinrich Schleicher vom 27. November 1993 auf die „Vernunftehe“, also bei weitem keine Liebesheirat -, ich möchte also dem Hinweis auf die „Vernunftehe“ folgend einfach kurz den Schleier über die Mitgift für diese Ehe, die sich jetzt immerhin im 31. Jahr bewährt, heben.

Dabei geht es mir nicht um Geld, es geht mir um den Schatz der Volkspartei, den in den Blick zu nehmen, sich lohnt.

Es geht um die Mitglieder unserer Partei; Frauen und Männer, die vor 30 Jahren diese Fusion vollzogen und den neuen Kreisverband gegründet und geprägt haben.

Es waren Männer und Frauen, die vor allem ihre christliche Wertorientierung für ihre Mitmenschen spürbar lebten.

Sie waren bekannt als Handwerksmeister und Landwirte, als Ärzte, Krankenpfleger, christlich eingestellte Lehrer, Gastwirte, Musiker, Ingenieure, Unternehmer, Geschäftsleute, Buchhalter, Wissenschaftler, Heimatforscher. Mit ihren Ehrenamtsfunktionen waren sie anerkannt im Bereich des Sports, in den Kammern der Wirtschaft und Innungen des Handwerks, in den Selbstverwaltungen der freien Berufe und der Landwirtschaft, in Kirchgemeinden, in Sozial- und Wohlfahrtsverbänden, bei Feuerwehren, in den Jagd- und Hegegemeinschaften, bei Kleintierzüchtern, in Kirmes-, Heimat- und Burschenvereinen, bei den Ortschronisten, Karnevalisten und Philatelisten, in den neu gegründeten Schützenvereinen, in Kulturinitiativen… und, und, und….

Es gibt keinen der genannten Bereiche, zu dem mir nicht einschlägig bekannte CDU-Freunde aus der damaligen Zeit von vor 30 Jahre einfielen. Ja, die Gaben und die Anerkennung unserer Mitglieder weit über die CDU hinaus waren, - und sind noch immer, - ein wirkliches Pfund.

Da ich, wie schon gesagt, jetzt nicht viele Namen nennen kann, will ich an ledigich einem einzigen Namen dieser verdienten Mitglieder, auf deren Schultern wir heute stehen, deutlich machen, was mir dabei wichtig ist.

Ich nenne Hilde Ehrhardt.

Hilde Ehrhardt, langjährige frühere Bürgermeisterin von Eberstedt. Im Januar 1995 wurde sie durch Bundespräsident Roman Herzog bei seinem ersten Neujahrsempfang im Berliner Schloss Bellevue hoch geehrt. Gerd Weigend konnte sie begleiten.

Liebe Freunde,

warum denke ich in dieser Stunde an Hilde Ehrhardt? - Sie hatte zum Zeitpunkt der genannten Ehrung schon das 80. Lebensjahr überschritten und ihre aktiven Jahre als Eberstedter Bürgermeisterin lagen bereits anderthalb Jahrzehnte zurück. – Warum denke ich an Mitglieder wie sie?

Ich denke an Hilde Ehrhardt, weil sie für mich auch nach so langer Zeit noch immer vorbildlich und mit nachhaltiger Wirkung für einen Geist der Selbstlosigkeit in ihrem Wirken für das Gemeinwohl steht, wie er inspiriert war von den CDU-Gründern Jakob Kaiser, Andreas Hermes, Helene Weber, Friederike Nadig oder auch Konrad Adenauer und wie er sich über viele Jahrzehnte gehalten hat, wie ich ihn selbst bei meinem Eintritt in die CDU in den 1980er Jahren in meiner Ortsgruppe in Ramsla genau so erlebt habe.

Wer in die CDU eintrat, der tat das nicht aus Karrieregründen, sondern er fragte zuerst danach, was kannst du für dein Land tun, und zwar aus christlicher Verantwortung.

Zeitungsporträts, die es in unserer CDU-Geschäftsstelle aus dieser Zeit von Klaus-Dieter Brändel, (Vater von Christian), von Hannes Hertwig, von Karin Lippold … gibt, beschreiben genau diese uneigennützige, selbstlose Übernahme von Verantwortung zugunsten unseres Gemeinwesens.

Liebe Freunde,

natürlich kann und will niemand die Zeit zurückdrehen, - und in die Zeit der Diktatur und Absurditäten der DDR schon gar nicht; - auch wenn das Jahr 2024 einem großen Romantiker und Träumer anlässlich dessen 250. Geburtstag gewidmet ist… - und uns durchaus zu der Meinung verführen könnte, früher sei alles besser gewesen.

Caspar David Friedrich. Wer möchte sich da nicht verlieren und sehnsuchtsvoll auf vergangene Zeiten mit noch scheinbar intakten Verhältnissen in einer überschaubaren Dorfgemeinschaft mit ausschließlich analogen Begegnungen unter den Einwohnern und haushohen CDU-Wahlergebnissen wie in den 1990er und 2000er Jahren blicken?

Die Renaissance des Malers in diesem Jahr könnte einen auf solche Gedanken kommen lassen - in unserer Pandemie-, Kriegs- und öko-illusionistisch getriebenen Welt.

Allein - wir wissen, solche Gedanken bringen uns nicht weiter.

Im Gegenteil: Eines der berühmtesten Werke Friedrichs – „Wanderer über dem Nebelmeer“ scheint ja geradezu schlafwandlerisch die Situation der Protagonisten aktuellen Regierungshandelns zu erfassen.

Ihr kennt das Gemälde… Weltberühmt, und traumhaft im wahrsten Sinne.

Traumhaft, aber nur solange, wie man keine Verantwortung übernehmen muss.

Bei der Übernahme von Verantwortung, die auf Illusionen aufbaut, sollte man genau hinschauen… - die Scherben folgen auf dem Fuß,

ökonomisch, gesellschaftlich, moralisch… Noch nie haben Menschen in ihrem Wahn, die Welt retten zu müssen, die Welt wirklich besser gemacht… - und das wird auch 2024 nicht funktionieren. Da bin ich ganz sicher.

Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass wir nach den schmerzlichen Erfahrungen unserer jüngeren Geschichte schon wieder Zeugen so fataler Irrtümer wie die der gegenwärtig handelnden Regierung werden…

Und das spüren nicht nur die Bauern, deren Protest in diesen Tagen mehr als nur ein Warnsignal für die Regierenden ist. Dieser Protest ist ein politisches Wetterleuchten für uns als Gesellschaft insgesamt.

Wenn inzwischen mitunter 80% der deutschen Bevölkerung sagen, jetzt ist „Schluss mit lustig“, so geht’s nicht weiter – dann ist es hohe Zeit zum

Handeln.

Es ist Zeit zum Handeln für Demokraten mit realistischer Betrachtung der Welt, mit klarer Einordung der Probleme und zugleich Offenheit für eine mündige Bürgergesellschaft und deren Lösungskompetenz auf Augenhöhe.

Dieses Land ist kein Kindergarten, dessen Bürgern man regierungsamtlich erklären muss, wie man sich mit einem Waschlappen wäscht…

Nein, dies ist weder die Stunde von Illusionisten und auch nicht von Populisten und erst recht nicht von Extremisten.

Niemand von denen führt uns weiter, und auch nicht zurück in die einstige vermeintlich heile Welt. All diesen Versuchen können wir nur eine klare Absage erteilen. Aber: umso mehr müssen wir als CDU Position beziehen: ehrlich, glaubwürdig, streitbar und offen…- und zwar mit den Menschen und nicht gegen die Menschen, - davon bin ich fest überzeugt. (Thomas Gottweiß hat dazu bereits das Notwendige gesagt.)

Deshalb halte ich es politisch, so sehr ich persönlich Casper David Friedrich schätze, lieber mit dem anderen Jubilar dieses Jahres, dessen 300. Geburtstag wir am 22. April feiern, Immanuel Kant.

Unser Seminar zu den Grundlagen des großen Werks von Kant auf der von Mike organisierten CDU-Pilgerreise 2012 in Königsberg gehört für mich zu den großen Höhepunkten, die sich mit diesen Reisen auf den Spuren unserer christlich demokratischen Werte unvergessen verbinden. Etliche von Euch hier im Saal waren damals dabei.

Die CDU ist als Partei des christlichen Menschenbildes zugleich die Partei der Übernahme von Verantwortung.

Von ihrer Gründung an hat sich die CDU durch eine realistische Sicht auf die jeweilige Situation ausgezeichnet; oft gegen den erbitterten Widerstand des Zeitgeistes. Aber sie hat gestanden; sie hat sich beschimpfen lassen als ewig Gestrige, als kalte Krieger, als Fortschrittsverweigerer… - mitunter wenig attraktiv. Aber sie stand für die Überzeugungen und den gesunden Menschenverstand der stillen Mehrheit der Menschen im Land. Das war es, was auch Helmut Kohl erkannt hatte wie kein zweiter und in dem Moment, als die Geschichte die Möglichkeit dafür bot, folgte er beherzt dem Willen der Menschen und setzte die Wiedervereinigung Deutschlands gegen alle Widerstände aus dem In- und Ausland zielsicher durch.

Diese Leistung war sicher einmalig; und doch ist sie beispielgebend dafür, was Politik aus christlicher Verantwortung heraus zu erreichen vermag.

Es geht eben gerade nicht darum, in der Politik der Gunst der Zeitgeistsurfer zu folgen, sondern es geht darum, das zu tun, was vernünftig und zum Wohle der Menschen im Land getan werden muss.

Darauf konnten sich Wählerinnen und Wähler der CDU verlassen. Und diese Zuverlässigkeit ermöglichte der CDU auch die notwendigen Mehrheiten.

Das war große Politik. Und auch Bernhard Vogel, der unserem Kreisverband in all den Jahren bis zum heutigen Tag immer die Treue gehalten hat, steht für dieses Verantwortungsgefühl für das Land, und zwar an erster Stelle, vor allen anderen Belangen.

Und unter uns, im Kleinen war und ist es nicht anders.

Es ist dieses Verantwortungsgefühl, für das Hilde Ehrhardt stand wie ihre ganze Generation, deren Mitglieder die Fundamente auch für unser Handeln heute gelegt haben.

Deswegen:

ja, unsere Welt ist komplizierter geworden. Traditionelle Milieus der politischen Meinungsbildung haben sich verändert. Es gibt neue Kommunikationsformen in den sozialen Netzen und neue Möglichkeiten der Formierung zur politischen Meinungsäußerung. Rechtspopulisten und zum Teil auch Extremisten verlangen von uns vollen Einsatz, die Menschen von unseren Werten, von unserem Handeln und unseren Kandidaten für die kommenden Wahlen zu überzeugen.

Zu erkennen und zu respektieren, was die Menschen als mündige Bürger unseres Landes bewegt und auf Augenhöhe gemeinsam nach Lösungen zu suchen, halte ich dabei noch immer für das wirksamste Mittel.

Wenn es um den Alltag der Menschen geht, brauchen wir einfache, verständliche und nachvollziehbare Lösungen. Einfach im Kleinen – wie ich es am Anfang gesagt habe. Und groß in unseren Werten, für die wir überzeugend einstehen müssen, wenn die Menschen uns vertrauen sollen.

Liebe Freunde,

mit unserer Vorsitzenden Christiane Schmidt-Rose, mit Thomas Gottweiß, Hannes Raebel, Michael Jahn und Hermann Schmitt, um nur den engeren Vorstand zu nennen, haben wir eine Mannschaft, ein Team an der Spitze unseres Kreisverbands, die genau diese Verantwortung für uns übernommen haben.

Und – wir haben Mitglieder, die wann immer sie gebraucht werden, mit Leidenschaft und Treue zu unserer gemeinsamen Sache stehen und für unsere CDU im Weimarer Land kämpfen werden.

Dafür danke ich Ihnen und Euch allen von ganzem Herzen. Noch einmal viel Erfolg und Gottes Segen.

D a n k e für die Aufmerksamkeit !